Sie haben ein mystisches Verhältnis zum Schnee, die Niederländer. Lange wird er herbeigesehnt, so wie die Prinzessin im Märchen den Traumprinzen herbeisehnt, und wenn er dann da ist, doch vollkommen unvorbereitet. Die erste Schneeflocke war noch nicht gefallen in diesem Corona-Februar 2021, da füllten sich bereits die Talkshows mit Experten zum Thema Schnee, Schneesturm, Ausnahmewetter. Froh, endlich dem leidigen Thema Corona etwas Prachtvolles entgegensetzen zu können. Gleichzeitig las man in der Volkskrant aber auch davon, dass wir wieder einmal das ganz klassische Winterwetter erleben. Klassisch, so wie es früher eben war und wie es wieder sein sollte. Winter mit Schnee. Dem zu erwartenden Schneesturm konnte man selbst im Live-Blog entgegenfiebern. Jetzt gilt code oranje und die Grundschulen sind allesamt erstmal einen Tag lang geschlossen und die Kinder haben ijsvrij.
Im Grunde geht es aber weniger um den Schnee, sondern um das Eis. Das Eis, das sich auf Seen und Kanälen bildet. Die Schlittschuhe wurden in den letzten Tagen im Rekord geschliffen, dementsprechende Geschäfte durften anscheinend geöffnet sein und mussten sogar Überstunden schieben. Denn schaatsen, also Eislaufen, ist hier Wintersport Nummer eins. Und im Grunde wollen die Niederländer vor allem eins. Sie wollen wieder einmal die Elfstedentocht in Friesland erleben, ein Eiswettlauf über 200 Kilometer auf Kanälen und Flüssen, vorbei an elf friesischen Städten. Zum letzten Mal fand dieses Rennen vor 23 Jahren statt. Seither war es nie wieder lange genug kalt genug. Die Elfstedentocht, so heißt das Sehnen der Niederländer. ‘Wenn man das wieder einmal erleben könnte!’ Das wäre für so manchen hier das größte Glück.